Chronik des Musikzuges Heyen
Die Feuerwehrmusik - Gründung am 20. Februar 1927
von Wilfried Fredebold (2004)
Nachdem aufgrund des Braunschweigischen Feuerhilfegestzes aus 1874 bereits im Jahr 1875 in Heyen eine Freiwillige Feuerwehr gegründet wurde, kam beim 50jährigen Stiftungsfest am 4. Januar 1925 der Wunsch auf, eine Blaskapelle zu gründen.
Am 20. Februar 1927 war es dann soweit: Auf der Feuerwehrversammlung wurde das "Feuerwehrmusikchorps" gegründet. Zwölf Musikinteressierte verpflichteten sich, in dem "Musikchorps" mitzuwirken.
Gründungsmitglieder:
Wilhelm Baxmann
Friedrich Brockmann
Friedrich Bode
Wilhelm Hilmer
Wilhelm Maaß
Karl Möller
August Pflughaupt
Heinrich Seelemeyer
Wilhelm Siever
Friedrich Sorge
August Sorge
Erich Zieseniß
Die Instrumente mit einem Anschaffungspreis von 480,00 RM wurden mit einer Anleihe, die in fünf Jahresraten zurückzuzahlen war, finanziert. Leider ist nicht mehr bekannt, bei wem die Anleihe aufgenommen wurde. Die musikalische Ausbildung lag seinerzeit in den Händen von Karl Sorge, der seine Fähigkeiten unentgeltlich zur Verfügung sellte.
Der erste öffentliche Auftritt erfolgte am 7. Januar 1928 anlässlich der 25jährigen Wehrzugehörigkeit des Feuerwehrkameraden Friedrich Lindemann. Folgende Musikstücke wurden aufgeführt:
Lobe den Herren
Preis und Anbetung
Das treue deutsche Herz
Auch der zweite Einsatz des "Musikchorps" ist noch aus den Protokollen zu ersehen: Am 14. April 1928 feierte der Feuerwehrkamerad Karl Steinbrink seine Silberhochzeit. Leider ist nicht bekannt, ob das Repertoire bis dahin erweitert wurde oder ob dieselben Musikstücke zum Vortrag kamen.
Am 3. Juni 1928 unternahm das "Musikchorps" eine Dampferfahrt von Bodenwerder nach Höxter. Es ist anzunehmen, dass es sich um das erste gemeinsame Vergnügen handelte.
Aus den nachfolgenden Jahren sind keine schriftlichen Aufzeichnungen vorhanden, aber mündliche Überlieferungen besagen, dass die Kameraden seinerzeit aktiv und rege gewesen sind. - Auch beim Feiern!
In den Jahren des Zweiten Weltkrieges konnte der Spielbetrieb nicht aufrecht erhalten werden. Bei der ersten Generalversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Heyen nach dem Krieg, am 1. April 1950, fanden sich erneut Musikinteressierte, um die "Feuerwehrkapelle" wieder aufleben zu lassen.
Die Bedingungen waren vielleicht noch schwieriger als 1927, denn das Geld war knapp und die Instrumente hatten teilweise "Liebhaber" bei den Besatzungsmächten gefunden.
Im Jahr 1952 gehörten folgende Kameraden der Feuerwehrkapelle an:
Gerhardt Arndt, Wilhelm Baxmann, Friedrich Fischer, Wilhelm Fischer, Karl Möller, Hermann Möller, Wilhelm Linczewski, Reinhold Linczewski, Heinrich Seelemeyer, Karl Sorge, Friedrich Sorge, Wilhelm Steinbrink, Erich Zieseniß.
Aus den Protokollbüchern ergeben sich immer wieder Hinweise, dass aus den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr im Laufe der Jahre finanzielle Unterstützung geleistet wurde. Sei es durch direkte Bezahlung von Instrumenten oder zur Verfügung Stellung etwaiger Überschüsse aus Veranstaltungen. Selbst vor Erhebung von Sonderbeiträgen schreckte man nicht zurück (Versammlung am 17. 01.1959). Auch wurde bereits auf der Versammlung am 3. April 1951 beschlossen, die Mitglieder der Feuerwehrkapelle von der Beitragszahlung freizustellen. Dieser Beschluss hat bis heute Gültigkeit.
Mit welchen alltäglichen Problemen sich befasst werden musste, macht eine Protokollnotiz - ebenfalls vom 17.01.1959 - deutlich, in der beschlossen wurde, dass das Heizmaterial für die Übungsabende von der Wehr gestellt wurde. Zusätzlich hatte sich der Feuerwehrkamerad Reese bereiterklärt, Holz und Hobelspäne zur Verfügung zu stellen.
In den Jahren 1959 bis 1964 wurde aufgrund einer geringen Anzahl von Bläsern gemeinsam mit der Feuerwehrkapelle aus Börry musiziert.
Auf der Generalversammlung am 23. Januar 1965 wurde die Feuerwehrkapelle wiedergeründet. Unter Stabführung von Wilhelm Steinbrink fanden sich Musiker, um wieder als Feuerwehrkapelle Heyen aufzutreten. Hierbei handelte es sich um die Kameraden; Günter Breitenfeld, Friedrich Grupe, Hermann Grupe, Bernd Kowalski, Dieter Kramer, Horst Manzke, Hermann Möller, Friedel Peter, Hans-Hermann Reese, Wilhelm Sporleder, Erhard Volkmer, Helmut Willmer und Wilehelm Zieseniß.
An dieser Stelle muss das Wirken des Kapellmeisters Wilhelm Steinbrink gewürdigt werden, der dieses Amt von 1965 bis 1975 innehatte. Durch sein Engagement verstand er es, auch Jugendliche in die Feuerwehrkapelle einzubringen. Aus eigener Erfahrung kann der Autor bestätigen, dass er es wie kaum ein Zweiter verstand, Begeisterung und Bereitschaft zu wecken.
Vom vorblasen in Steinbrinks Wohnzimmer, über musikalische Ausbildung in der Dorfschule, bis zum Eintritt in die Feuerwehrkapelle verging kaum ein Jahr und es waren wieder Mitbläser gewonnen.
Dieses war in erster Linie aber auch der Mentalität Wilhelm Steinbrinks zu verdanken. Füe "seine" Feuerwehrkapelle tat er fast alles. So passierte es schon mal, dass ein Jugendlicher zu ihm kam und fragte: " Onkel Steinbrink, wie bläst man diesen Ton?" Schon legte er seine Malerutensilien beiseite und eine Sonderunterrichtsstunde fand ihren Anfang.
Besonders gern erinnern sich Teilnehmer auch an gemeinsame Veranstaltungen. So hatte Wilhelm Steinbrink keine Vorbehalte, mit sechs Jugendlichen eine Zweitagesfahrt in einem Kleinbus nach Rüdesheim zu unternehmen. Was dieses bedeutet, kann jeder nachvollziehen, der einmal mit einem Haufen Flöhe unterwegs gewesen ist. Aber trotz "Drosselgasse" und "Asbachbesichtigung" kamen alle wohlbehalten wieder in Heyen an. Nach Amtsübergabe gehörte Wilhelm Steinbrink noch Jahre der Feuerwehrkapelle als Mitbläser an und war dieser bis zu seinem Tode freundschaftlich verbunden.
Ab den 70er Jahren konnte sich die Feuerwehrkapelle kontinuierlich bis zum heutigen Feuerwehrmusikzug entwickeln. Verschiedene Dirigenten verstanden es, das Repertoire stetig zu erweitern und dabei die Ansprüche - den Fähigkeiten der Bläser angepasst - zu erhöhen. Das nicht mit allen Dirigenten eine langzeitige Zusammenarbeit möglich war, liegt in der Natur der Dinge.
Dirigenten:
1927 | - | 1952 | Herr Sorge | |
1952 | - | 1956 | Wilhelm Lenzewski und Friedrich Fischer | |
1957 | - | 1966 | vermutlich ohne Dirigent | |
1966 | - | 1972 | Heinz Hoffmann | |
06/1972 | - | 09/1972 | Herr Sürig | |
10/1972 | - | 10/1973 | Gerhard Blickwedel | |
01/1974 | - | 06/1974 | Herr Stenzel | |
09/1974 | - | 03/1979 | Franz Thöner | |
03/1979 | - | 04/1979 | Siegfried Rothenburger | |
08/1979 | - | 10/1991 | Bernd Dormann | |
11/1992 | - | 06/1993 | Heiner Westerhoff | |
10/1993 | - | 09/1996 | Hans-Jürgen Hilmer | |
03/1997 | - | heute | Karl-Heinz Isenberg |
Im Jahr 1985 (Anmerkung: Nach heutigen Erkenntnissen also zwei Jahre zu früh) beging man mit einem großen Platzkonzert am Dorfgemeinschaftshaus das 60jährige Bestehen der Feuerwehrkapelle. Neben der Dorfgemeinschaft waren Kreisbrandmeister Niebecker, Gemeindebrandmeister Düsterwald, Abschnittsleiter Holzbrink, Kreisstabführer von Brill, und Ortsbrandmeister Ohm als Ehrengäste anwesend. Selbstverständlich fehlten auch Bürgermeister Reinhard Meyer und die Damen und Herren des Gemeinderates bei diesem Jubuläumsgeburtstag nicht. Sie alle wurden vom Leiter des Musikzuges, Wilhelm Sporleder, auf das herzlichste willkommen geheißen. Eine besondere Freude war es für Wilhelm Sporleder an diesem Abend aber, den ehemaligen Dirigenten Franz Thöner begrüßen zu können, der auch erheblich mit dazu beigetragen habe, dass die Kapelle dieses Jubiläum begehen kann. Als kleine Anerkennung überreichte er dem ehemaligen Dirigenten einen Blumenstrauss. Der Festansprache schlossen sich die Grußworte der Gäste an, die dem Musikzug weiterhin alles Gute, gute Kameradschaft und immer einen engagierten Dirigenten wünschten. Überlieferungen zufolge war die Stimmung an diesem Abend so gut, dass sich die letzten Gäste erst weit nach Mitternacht auf den Heimweg machten.
1985
Wilhelm Sporleder, Wilhelm Zieseniß, Achim Peter, Ulrich Pfohl, Lars Pfohl, Wielfried Fredebold,
Erhard Volkmer, Siegmar Maaß, Andreas Damrau, Rolf Keller, K.-H. Flentge, Hermann Sporleder,
Friedel Peter, Heini Grupe, Reinhard Sporleder, Torsten Möller, Günter Breitenfeld, Wilhelm Steinbrink,
Benno Kowalski, Tanja Möller, Bernd Gründemann, Friedel Arndt. (v. l. n. r.)
Obwohl es im Laufe der Jahre personelle Veränderungen gab, haben es die Kapellenleiter immer wieder verstanden, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus muss man feststellen, dass der Musikzug im Gegensatz zu den Anfangszeiten, kommerzialisiert wurde, indem die Finanzierung der nicht unbeträchtlichen Kosten - von den Zuschüssen der Gemeinde Heyen abgesehen - ausschließlich aus den diversen Auftritten und Veranstaltungen bestritten wird.
Platzkonzert Dampferanleger Rühle (1988)
Quelle: bodenwerder-damals.de
Kapellenleiter:
01/1965 | - | 12/1972 | Wilhelm Steinbrink | |
01/1973 | - | 09/1973 | Wilhelm Zieseniß | |
10/1973 | - | 12/1975 | Wilhelm Steinbrink | |
01/1976 | - | 12/1977 | Hans-Hermann Reese | |
01/1978 | - | 02/1990 | Wilhelm Sporleder | |
03/1990 | - | 11/1999 | Wilfried Fredebold | |
12/1999 | - | 10/2002 | Ulrich Pfohl | |
11/2002 | - | 08/2004 | Matthias Wiemann | |
09/2004 | - | heute | Wilfried Fredebold |
Neben den zahlreichen Verpflichtungen und Auftritten, wurde die Geselligkeit zu keiner Zeit vernachlässigt. Auf den jährlichen Wintervergnügen und Ausflügen wurde ausgiebig gefeiert und jeder teilnehmer erinnert sich gern an die gemeinsam verlebten Stunden. Besonders erwähnenswert sind die gegenseitigen Besuche mit der Freiwilligen Feuerwehr Beilrode (Sachsen) zu der seit 1992 eine partnerschaftliche Beziehung besteht.
Jugendmusikzug
Im März 2001 konnte auf Initiative von unserem Mitbläser Heinz Diekmann, ein Jugendmusikzug gegründet werden. Bereits nach kurzer Ausbildungszeit war unser Nachwuchs in der Lage, beim erstmals im Dorfgemeinschaftshaus durchgeführten Adventskonzert mitzuwirken und erntete reichlich Applaus. Mit derzeit (2004) vierzehn Jugendlichen ist Heinz Diekmann, der auch die Leitung des Nachwuchsorchesters übernommen hat, bemüht, die Grundlagen für ein Fortbestehen unseres Musikzuges zu schaffen. Besonders zu erwähnen ist die Tatsache, dass nicht nur die herkömmlichen Blasinstrumente Verwendung finden, sondern mit viel Elektronik gearbeitet wird, was den Jugendlichen bedeutend mehr Anreize bringt. Wir alle hoffen, dass unser Jugendmusikzug eine gedeihliche Entwicklung nimmt und in absehbarer Zeit ein Zusammenschluss erfolgen kann.
Übersetzung des Gründungsprotokolls
(Bild 1 - ganz oben)
1. | Die Anschaffung der Instrumente geht auf Kosten des Vereins. | |
2. | Die Anschaffungskosten für die Instrumente betragen 480 RM einschließlich Porto. | |
Dieselben werden im Wege einer Anleihe bestritten. Die Anleihe ist in jährlichen | ||
Ratenzahlungen bis zu fünf Jahen abzutragen. | ||
3. | Verpflichtung der in Betracht kommenden Musiker: | |
I. Jedes Mitglied des Musikchorps hat sich auf 5 Jahre zu verpflichten. | ||
II. Jedes Mitglied ist für sein Instrument haftbar. | ||
III. Sollte ein Mitglied diesen beiden vorgenanntenBedingungen nicht nachkommen und durch vorzeitiges Austreten den Verein schädigen, insofern, dass der Verein gezwungen ist ein anderes Mitglied ausbilden zu lassen, hat dasselbe einen Schadenersatz von 50 RM zu entrichten. |
||
IV. Jedes Mitglied hat dem Dirigenten Folge zu leisten. | ||
V. Nichtbefähigte sind von den vorgenannten Bedingungen entbunden. | ||
VI. Die Musik steht nur der Wehr zur Verfügung und übt ihre Tätigkeit innerhalb | ||
des Vereins aus. Politische Märsche nebst Lieder werden nicht eingeübt. | ||
Der Dirigent, Karl Sorge, hat sich bereiterklärt, die Einübung unendgeltlich zu machen. |
Heyen, den 20. Februar 1927
Der Vorstand: Fr. Meyer, H. Meyer, Fr. Lindemann, A. Loges, Fr. Möller
Quelle(n):
Chronik 1000 Jahre Heyen
Deister- und Weserzeitung, Bodenwerder
Täglicher Anzeiger Holzminden
Erstellt: A. Damrau (12.07.2013)